Das kleine 1 Mal 1 der Börsenpsychologie: Wieso Anleger:innen meist nicht rational handeln
Wirtschaftsexperten haben das Verhalten von Anleger:innen beobachtet und spannende Erkenntnisse gewonnen. Dein Verhalten beim Geld Anlegen sagt eine Menge über deine Erfolgswahrscheinlichkeit aus. In diesem Blogbeitrag wollen wir dich auf die grössten psychologischen Fallen aufmerksam machen. Im Anschluss zeigen wir dir natürlich noch, wie es richtig gemacht wird und wie du die Börse austricksen kannst.
Market Timing
Die wohl wichtigste Beobachtung zeigt, dass Anleger:innen dem Markt meist hinterherhinken. D.h. sie kaufen ihre Anlagen, wenn der Markt schon länger gut gelaufen ist und die Wertpapiere teuer sind. Und verkaufen diese dann wieder, wenn die Anlagen schon deutlich an Wert verloren haben. Die untenstehende Grafik veranschaulicht die Achterbahnfahrt des Anlegers.
Wir gehen hier das Beispiel (mit der Anlegerin Maria Muster) mal durch: Der Markt verhält sich gut und die Preise steigen. Maria spekuliert darauf, dass die Kurse weiter steigen und will deshalb den “möglichen” Aufschwung nicht verpassen und kauft weiter ein. Vielleicht funktioniert diese Strategie auch eine Zeit lang. Irgendwann wechselt es jedoch wieder und die Kurse fallen. Die Anlegerin bleibt vielleicht auch hier für eine kurze Zeit gelassen und hofft, dass der Markt sich wieder erholt. Sobald aber die Schmerzgrenze erreicht ist, tritt Panik ein. Maria geht jetzt von weiter fallenden Kursen aus und will ja nicht noch mehr Verluste einfahren. Deswegen verkauft sie nun ihre Anlagen zu einem deutlich tieferen Preis. Für den Fall, dass der Wert der Anlagen weiter sinkt, ist Maria für einen kurzen Moment erleichtert und vielleicht froh darüber, dass sie “rechtzeitig” verkauft hat.
Sobald sich aber die Märkte wieder erholen, was früher oder später immer der Fall ist, verpasst sie den nächsten Aufschwung. Aber aus Angst vor weiteren möglichen Kursverlusten wartet Maria noch ab. Immerhin will sie ja nicht wieder denselben Fehler begehen. Die Chance ist gross, dass man erst dann wieder einkauft, wenn die Kurse sich erholt haben und die Preise wieder gestiegen sind.
Für die Anlegerin Maria bedeutet dies aber, dass sie wiederum zu teuer einkauft. Maria oder auch viele andere Anleger:innen verlieren bei diesem Spiel gleich doppelt. Einmal, als sie zu teuer einkaufen und ein zweites Mal, als sie zu günstig verkaufen. Bei all diesen Käufen und Verkäufen kommen nebst den Kursverlusten auch noch Transaktionsgebühren hinzu.
Eine solche Achterbahnfahrt kann aus zwei Gründen stattfinden.
- Der:Die Anleger:in hat auf kurzfristige Schwankungen spekuliert. Er oder sie hat versucht, den Markt zu “timen”. “Market timing” oder das Spekulieren auf Kursentwicklungen funktioniert in den meisten Fällen nicht, da man den Kursentwicklungen immer hinterherhinkt.
- Unerfahrene Anleger:innen lassen sich von Kursschwankungen stärker beeinflussen. Sie verfallen schneller in Panik und verkaufen dadurch ihre Anlagen an ungünstigen Zeitpunkten und zu einem tieferen Preis.
Wegen kurzfristigen Schwankungen nervös zu werden ist nicht nötig, da sich die Märkte langfristig nach jeder Krise wieder erholt haben. Wie hier deutlich zu sehen in der Wertentwicklung des Schweizer Aktienmarktes.
Unzureichende Diversifikation
Nebstdem, dass Anleger:innen versuchen, den richtigen Zeitpunkt zu finden, begehen sie auch oft den Fehler, indem sie versuchen, auf die “richtigen” Titel zu setzen. Das sogenannte “stock picking” funktioniert in der Praxis nicht gut. Anleger:innen kaufen Wertschriften, welche eine hohe Rendite versprechen. Dabei setzen sie auf Einzeltitel von bestimmten Unternehmen in ganz spezifischen Branchen. Vielleicht haben Anleger:innen von einem bestimmten Wertpapier in den Medien gehört oder gelesen. Jedoch ist zu diesem Zeitpunkt dieses Wertpapier meist schon überteuert. Die Anlegerin oder der Anleger fokussiert sich auf Wertpapiere, die gerade im Trend sind. Es besteht die Gefahr einer unzureichenden Diversifikation. Das kann noch weitere Probleme mit sich ziehen, wie das Klumpenrisiko oder ein ungleiches Rendite-Risiko-Verhältnis. Bei einer unzureichenden oder gar fehlenden Diversifikation kann eine schlechte Marktentwicklung in einer Branche, einem Land oder einem einzelnen Unternehmen die Gesamtrendite eines Portfolios komplett zunichtemachen.
Mit den Anlagelösungen von findependent bist du in über 3’000 Einzeltitel investiert, in unterschiedliche Branchen, Länder und Regionen. Dadurch stellen wir sicher, dass du ausreichend diversifiziert bist.
Über- und Unterreaktionen
Eine weitere spannende Erkenntnis liefern Reaktionen zu Megatrends oder Megacrashes: Anleger:innen zeigen eine Unterreaktion zu Megatrends wie der Verschuldung Amerikas oder dem Klimawandel. Sie neigen aber zu einer Überreaktion, auf Megacrashes wie die Corona-Krise oder den Bankenkonkurs im Ausland. Mit einer Überreaktion ist beispielsweise gemeint, dass sie in schwierigen Börsenzeiten ihre Anlagen verkaufen, aus Unsicherheit, dass die Kurse weiter fallen.
Mentale Konten
Anleger:innen unterscheiden gerne zwischen Papierverlusten und realisierten/tatsächlichen Verlusten. Mit Papierverlusten ist hier ein potenzieller Verlust gemeint, der eintreten könnte, falls man seine Anlagen auch tatsächlich verkauft (zu einem tiefen Kurs). Der Name Papierverlust kommt daher, da der Verlust nur auf Papier stattgefunden hat.
Studien haben gezeigt, dass Anleger:innen Papiergewinne gerne zu realen Gewinnen umwandeln, aber Papierverluste nicht zu realen Verlusten machen wollen. Das führt dazu, dass sich am Schluss nur noch “Verlierer-Aktien” im Portfolio befinden, da man die “Gewinneraktien” verkauft hat, um auch tatsächlich den Gewinn einzufahren. Verluste und Gewinnen werden also nicht gleich behandelt. Noch eine spannende Erkenntnis am Rande: Gewinne und Verluste werden auch “wert-technisch” ungleich behandelt. So verursacht ein Verlust von 100 Franken eine deutlich stärkere Reaktion als ein Gewinn in gleicher Höhe, und das, obwohl es sich beide Male um denselben Betrag handelt.
Kontrollillusion
Durch den Zugang zu aktuellen Marktdaten und der Möglichkeit, Anpassungen jederzeit vornehmen zu können, tendieren Anleger:innen mehr zu tun als nötig. Sie können Marktschwankungen live beobachten und sie kommen deswegen auch in Versuchung, aktiv zu werden, sobald die Kurse sinken. Sie können innerhalb weniger Sekunden ihre Anlagelösung anpassen, sowie Käufe und Verkäufe tätigen, und das meist ganz einfach über eine App. Die Tatsache, dass man jederzeit und auf alles Zugriff hat, gibt ihnen eine gewisse Kontrollillusion, und diese Kontrollillusion erweckt in ihnen das Bedürfnis, diese Kontrolle auch einzusetzen.
Der Zugang verbirgt aber auch seine Gefahren. Man ist versucht, aktiv die Anlagelösung oder das persönliche Einzahlungsverhalten anzupassen und so den Fehler zu begehen “market timing” zu betreiben.
Emotion und Intuition
Emotionen sollten beim Anlegen keine Rolle spielen, jedoch ist es schwierig, diese zu ignorieren. Kursgewinne ziehen Stolz mit sich, Verluste hingegen, Frust und Betrübtheit. Gerade bei anhaltenden Verlusten sind Emotionen kontraintuitiv. Verluste führen zu stärkeren negativen Emotionen und diese wiederum regen die Handelsaktivität des Anlegers an. Dir ist es vielleicht auch schon aufgefallen, dass du in den Medien nur von erfolgreichen Anleger:innen liest und hörst. Denn niemand spricht gerne über seine Verluste.
Dasselbe Muster spielt sich bei der Intuition oder beim Bauchgefühl ab. Dass das Bauchgefühl beim Anlegen ein schlechter Ratgeber ist, ist hoffentlich allen klar. Jedoch fällt es einem schwer, dieses Bauchgefühl zu ignorieren, wenn die Anlagen an Wert verlieren und der Bauch einem sagt: “Du musst etwas dagegen unternehmen!”
Herdenverhalten
Ein letzter Punkt, auf den wir eingehen wollen, ist das Herdenverhalten, das Anleger:innen, vor allem in Krisenzeiten, aufzeigen. Auch hier spielen mehrere Gründe eine Rolle. Ausgangspunkt für ein solches Phänomen sind fallende Kurse. Wie weiter oben auf unserem “Achterbahn-Bild” aufgezeigt, tendieren wir dazu, bei tiefen Kursen zu verkaufen. Dadurch, dass immer mehr Anleger:innen ihre Wertpapiere verkaufen, sinken die Kurse weiterhin und solche Signale verunsichern noch weiter Anleger:innen und der Teufelskreis nimmt seinen Verlauf. Am Ende der Spirale angekommen, sind die Wertpapiere schliesslich wertlos.
Wie vermeide ich diese Denkfehler?
Nachdem wir nun auf einige der grössten Fehltritte beim Geld anlegen eingegangen sind, möchten wir dir im nächsten Abschnitt zeigen, wie du diese vermeiden kannst und welches Verhalten dich zu einem:r erfolgreichen Anleger:in macht.
Die Zauberformel für erfolgreiches Anlegen ist einfach und besteht aus nur drei Schritten:
- breit diversifizieren
- langfristig anlegen
- preiswert implementieren
Eine breite Diversifikation schützt dich vor Risiken in schlechten Zeiten. Wenn die Wertpapiere gewisser Unternehmen an Wert verlieren, hast du dank einer breit gefächerten Anlagestrategie noch genügend andere Wertpapiere in deinem Portfolio, welche diese Verluste wettmachen. Eine Möglichkeit, um möglichst kostengünstig und breit investiert zu sein, funktioniert über ETFs.
Was ist ein ETF?
Ein Exchange Traded Fund, kurz ETF, ist ein börsengehandelter Fonds, der einen Index abbildet, beispielsweise den Schweizer Aktienindex SPI (Swiss Performance Index).
In einem Index sind viele verschiedene Unternehmen vertreten, im Beispiel des SPI sind es nahezu alle an der Börse kotierten schweizerischen Aktiengesellschaften.
Somit ist mit dem Kauf eines ETFs dein Geld diversifiziert angelegt. Diversifikation ist einer der wichtigsten Grundsätze beim Anlegen. So bist du vor unnötigen Risiken geschützt. Würdest du nämlich eine einzelne Aktien kaufen und diese Firma ginge Konkurs, verlierst du dein gesamtes investiertes Kapital. Das sämtliche in einem Index vorhandenen Firmen Konkurs gehen und so den ETF wertlos werden lassen, kann mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.
Für den Ertrag in Form von Dividenden (bei Aktien) und Zinserträgen (bei Obligationen) gibt es zwei Möglichkeiten: Ausschüttung oder Reinvestition. Letzteres wird auch Thesaurierung genannt. Statt die Erträge auf dein Konto auszuzahlen, verbleiben sie im ETF angelegt.
- Ausschüttende ETFs zahlen Zinsen und Dividenden aus
- Thesaurierende ETFs reinvestieren die Erträge
Der zweite Schritt besagt, dass du langfristig anlegen sollst. Natürlich kann Langfristigkeit je nach Situation etwas ganz anderes bedeuten. In Zusammenhang mit dem Thema Geld anlegen, wollen wir dir ans Herz legen, nur Geld zu investieren, welches du in den nächsten 5 bis 10 Jahren entbehren kannst. Und auch mindestens so lange sollst du investiert bleiben, wenn nicht sogar länger. Durch einen langen Anlagehorizont profitierst du stärker vom Zinseszinseffekt.
Mit unserem Zinseszinsrechner kannst du deinen individuellen Zinseszinseffekt berechnen.
Der letzte Schritt besteht darin, dass du dein Anlageportfolio preiswert implementierst. Am besten funktioniert das über einen günstigen Online-Vermögensverwalter, wie findependent. Bei findependent zahlst du nur 0.44 % Verwaltungs- und Depotgebühren.
All diese oben genannten Schritte funktioniere aber nur, wenn du konsistent bleibst und auch die kurzfristigen Schwankungen mitmachst. Selbst wenn dir dein Bauchgefühl sagt, dass du etwas anderes tun solltest.
Die erfolgreichsten Anleger:innen halten an ihrer Risikobereitschaft fest, zahlen regelmässig ein und automatisieren ihre Investitionen so gut wie möglich.
Die Vorteile dieser auf den ersten Blick vielleicht „langweiligen“ Strategie sind folgende:
- Dadurch, dass du beispielsweise immer Ende Monat einen festen Betrag einzahlst, kommst du nicht in Versuchung market timing zu betreiben. Ganz egal, wie die Kurse zurzeit aussehen, du bleibst deiner Strategie treu. Mit einem Dauerauftrag für deine Einzahlungen reduzierst du das Risiko dich zu verspekulieren.
- Dank deiner Anlagen in ETFs bist du breit und kostengünstig diversifiziert. Mit nur wenigen ETFs bildest du die gesamte Weltwirtschaft ab, ohne einzelne (teure) Titel kaufen zu müssen. Mit einem einzigen ETF kannst du bequem ganze Branchen, Länder und Regionen abbilden, ohne „stock picking“ betreiben zu müssen.
- Es ist nicht nötig, dass du die aktuellsten Börsennews in dein Portfolio versuchst einzubauen. Versuche, Emotionen aussen vorzulassen und komm nicht in einen Kontrollzwang. Es ist nicht nötig, die Börsenkurse alle 3 Minuten zu überprüfen. Das kostet dich nur unnötig Zeit und Nerven.
- Wir bei findependent setzen auf das langfristige Marktwachstum, anstatt auf kurzfristige Trends. Das ist nachhaltiger und erfolgversprechender.
Fazit
Geld anlegen birgt viele Fehlerquellen in sich. In diesem Blogbeitrag sind wir auf die grössten Anlage-Fallen eingegangen. Daneben haben wir dir gezeigt, wie du sie vermeiden kannst. Wir wissen, wie schwer es ist, bei anhaltenden Kursverlusten ruhig zu bleiben. Nichtsdestotrotz ist dies die einzig richtige Lösung dafür. Das haben nicht nur wir, sondern tausende Investment-Profis vor uns bereits herausgefunden. Zum Schluss bleibt uns nur noch eins zu sagen: Bleib gelassen und bleib investiert, denn der nächste Aufschwung kommt bestimmt!