Ist jetzt ein guter Zeitpunkt um (mehr) anzulegen?
Du fragst dich, ob gerade ein guter Zeitpunkt ist, um mit Anlegen zu starten oder mehr in deine Anlagelösung einzuzahlen?
Dann haben wir eine gute und eine schlechte Nachricht für dich. Zuerst die schlechte: es ist unmöglich im Vorhinein mit Sicherheit zu bestimmen, ob jetzt ein guter oder schlechter Zeitpunkt ist. Die gute Nachricht ist jedoch, dass du dir auch nicht die Mühe machen musst, basierend auf Börsenanalysen oder irgendwelchen News den perfekten Anlagezeitpunkt zu bestimmen. Denn häufig ist dieses Versuchen den richtigen Anlagezeitpunkt zu treffen (sogenanntes «Market-Timing») sogar kontraproduktiv.
Warum das so ist und wie du stattdessen besser vorgehst, zeigen wir dir in diesem Artikel.
Den richtigen Anlagezeitpunkt finden? – keine einfache Sache!
Natürlich wäre es am besten immer dann anzulegen, wenn die Kurse am tiefsten sind und die Anlagen wieder zu verkaufen, wenn die Kurse am höchsten sind. Und in der Rückschau ist das Ganze auch kinderleicht: Man schaut sich die Grafik aus der Vergangenheit an und denkt, «genau da hätte ich alles einzahlen», oder «genau da hätte ich alles verkaufen sollen». Die Entwicklung an den Finanzmärkten für die Zukunft zuverlässig vorherzusagen oder die Höchst- und Tiefststände als solche in der Gegenwart zu erkennen, ist hingegen praktisch unmöglich.
Schauen wir uns doch einmal die Entwicklung des Schweizer Aktienmarkts im Corona-Frühling 2020 etwas genauer an:
Obwohl die Fallzahlen in China seit anfangs Jahr explodieren, steigen die Aktienkurse weiter an und erreichen am 20. Februar 2020 den Höchststand. In der SRF-Tagesschau an diesem Tag gibt es nicht einmal einen Beitrag zu COVID-19. Das BAG hat an diesem Tag 20 Personen in Quarantäne beordert, um zu verhindern, dass das Virus in die Schweiz gelangt. Die Lage scheint im Griff und doch werden die Aktienkurse im nächsten Monat um 26% einbrechen – so stark und so schnell wie noch nie in der Geschichte.
Entwicklung des Schweizer Aktienmarktes (SPI) 2020 mit Höchst- und Tiefststand.
–
Am 23. März 2020 dann erreichen die Kurse den Tiefststand. Rückblickend war das also der ideale Einstiegszeitpunkt. Es ist der Beginn der zweiten Woche, in der sich die Schweiz offiziell im Notstand befindet; soeben wurde die grösste Rückholaktion der Geschichte durchgeführt und die Fallzahlen steigen rasant an (+1000 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden auf neu insgesamt 8’000 Fälle). Nichts deutet auf eine baldige Erholung der Lage hin und die Wenigsten hätten sich wohl extra diesen Tag für eine Einzahlung in die Anlagelösung ausgewählt. Tatsächlich stiegen die Aktienkurse in den Folgetagen aber rasant an. Die wirtschaftliche Aktivitäten blieben in der Schweiz (wie auch in fast allen anderen Ländern) aufgrund der Corona-Massnahmen aber weiterhin eingeschränkt.
Etwas mehr als 7 Monate später, am 9. November 2020 publizieren Biontech und Pfizer erstmals vielversprechende Studienresultate und der Impfstoff kommt in Griffnähe. Die Aktienkurse hingegen hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits zu drei Vierteln wieder erholt. Wer sich also aufgrund der guten Neuigkeiten an diesem Tag entschieden hätte anzulegen, hätte den Grossteil des Aufschwungs verpasst.
Während der Corona-Krise 2020 war es zusammenfassend also praktisch unmöglich anhand von News oder auch der aktuellen Wirtschaftslage die Hochs und Tiefs der Aktienkurse zu erkennen und entsprechend die richtigen Zeitpunkte (genau) zu treffen um Anlagen zu kaufen, resp. zu verkaufen. Das Beispiel veranschaulicht klar, dass sich die Finanzmärkte oft nicht so entwickeln, wie man es erwarten würde.
Den “richtigen” Anlagezeitpunkt treffen? – gar nicht notwendig!
Anstatt sich ständig mit der Frage des richtigen Anlagezeitpunkts herumzuschlagen, ist es einfacher und besser in regelmässigem Abstand anzulegen und so von einem Glättungseffekt zu profitieren.
Dies kann erneut anhand der Entwicklung des Schweizer Aktienmarkts während der Corona-Krise im Jahr 2020 veranschaulicht werden:
Vergleicht man eine regelmässige, monatliche Anlage (grüne Punkte in der Grafik) mit einer einmaligen Anlage der gesamten Summe im November 2020 nach der Impfstoffmeldung (roter Punkt), wird gut sichtbar, dass durch das monatliche Anlegen die Aktien insgesamt im Schnitt (grüne horizontale Linie) zu einem tieferen Kurs gekauft und somit eine höhere Rendite erzielt werden konnte.
Entwicklung des Schweizer Aktienmarktes (SPI) 2020 mit Vergleich zwischen regelmässigem, monatlichem Anlegen und einmaligem Anlegen.
–
Wer monatlich den gleichen Betrag anlegt, profitiert zudem davon, dass bei tiefen Kursen wie bspw. Ende März 2020 automatisch mehr Aktienanteile gekauft und bei teuren Kursen wie Ende November 2020 weniger Anteile gekauft werden. Durch diesen Effekt, dem sogenannten «Dollar-Cost-Averaging» wird der Durchschnittskaufkurs automatisch weiter gesenkt.
5 Tipps zum Abschluss
- Mach dich nicht verrückt – um erfolgreich anzulegen, brauchst du nicht ständig über alles informiert zu sein!
- Beginne mit einem kleineren Betrag und lege deine gewünschte Anlagesumme am besten gestaffelt an. Da bei findependent alle Ein- und Auszahlungen gebührenfrei sind, verursacht dies auch keine höheren Kosten.
- Am einfachsten geht dies mit einem Dauerauftrag. So musst du nicht mehr daran denken und bist nicht immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob jetzt ein guter Zeitpunkt ist.
- Analog tätigst du auch grössere, geplante Auszahlungen am besten gestaffelt.
- Schwankungen an den Finanzmärkten sind völlig normal. Behalte also einen kühlen Kopf, wenn es mal nicht so gut läuft.