Anlagefonds und Strategiefonds – was ist das?

Anlagefonds, Anlagestrategiefonds oder Strategiefonds? Wir erklären dir, was es damit auf sich hat.

Anlagefonds und Strategiefonds werden gerne von Banken an ahnungslose Kunden verkauft. Doch was ist das und wer profitiert davon? Wie hoch sind die Gebühren und Kosten? Welche Alternativen gibt es? Wir lichten den Dschungel für dich.

Anlagefonds Erklärung und Definition

Einfach erklärt handelt es sich bei einem Anlagefonds um gesammeltes Vermögen in einer Art Korb. Viele verschiedene Anleger investieren in einen Anlagefonds. Der Anlagefonds wird von einem Fondsmanager verwaltet. Manchmal verwaltet gar ein ganzes Team den Anlagefonds. So oder so wird der Anlagefonds immer auf Rechnung der Anleger:innen verwaltet, anders ausgedrückt heisst es, dass die Risiken (Wertschwankungen und Verlust) vollständig bei den Anleger:innen liegen. Ein Anlagefonds investiert in verschiedene Arten von Wertpapieren. Ein Aktienfonds investiert in Aktien, ein Obligationenfonds investiert in Obligationen usw. Der Fondsmanager verwaltet den Anlagefonds nach der vordefnierten Anlagestrategie. 

Die Anlagefonds Definition könnte also auch lauten: Ein Anlagefonds ist eine Form der Geldanlage. Soviel zur Erklärung zu Anlagefonds. Alles klar bis hierhin?

Anlagefonds Schweiz

Übrigens: Die vielen verschiedenen Anleger die in einen Anlagefonds in der Schweiz investieren, könnten auch als Kollektiv bezeichnet werden. Denn ein anderer Name für Anlagefonds in der Schweiz lautet “Kollektivanlage”. Das Gesetz, welches die Anlagefonds und Stratgiefonds in der Schweiz reguliert, heisst nämlich “Bundesgesetz über die kollektiven Kapitalanlagen” oder kurz Kollektivanlagengesetz, (KAG). Das KAG bezweckt einerseits den Schutz der Anleger:innen in Anlagefonds in der Schweiz. Andererseits soll die Transparenz und die Funktionsfähigkeit des Marktes für kollektive Kapitalanlagen (Anlagefonds in der Schweiz) sichergestellt werden.

Was ist ein Strategiefonds?

Investiert der Anlagefonds in mehr als nur eine Art von Wertpapieren, also beispielsweise in Aktien sowie in Obligationen oder in Aktien und Cash, nennt man den Anlagefonds oft Anlagestrategiefonds oder kurz Strategiefonds. Zudem sprechen einige Banken und Fondsmanager von Anlagezielfonds, auch das ist eine Art Anlagefonds bzw. Strategiefonds.

Was für Anlagestrategien gibt es bei Anlagefonds?

Anlagefonds und Strategiefonds können nach verschiedenen Strategien verwaltet werden. Die geläufigsten Strategien für Strategiefonds die in mehrer Wertpapierarten investieren sind:  

  • Zinsertrag / Yield
  • Einkommen / Income
  • Ausgewogen / Ausgeglichen / Balanced
  • Wachstum / Growth
  • Aktien / Equity

Es gibt also gemeinhin 5 Anlagestrategien. Diese 5 Anlagestrategien unterscheiden sich je nach Höhe der Aktienquote, von 0% bei Zinsertrag bis hin zu fast 100% bei Aktien. Diese Verteilung nennt man Vermögensverteilung oder -allokation bzw. Asset Allocation.

Die Bandbreiten sind von Bank zu Bank bzw. von Fonds zu Fonds unterschiedlich. Auch hat jede Bank wieder andere Namen für die Fonds und ein Vergleich von Anlagefonds ist hinsichltich Rendite fast unmöglich. Jeder Anlagefonds hat wieder eine leicht andere Asset Allocation und ist daher kaum mit einem anderen Anlagefonds vergleichbar.

BEKB Strategiefonds

So heisst der Strategiefonds bei den Kantonalbanken beispielsweise BEKB Strategiefonds Ausgewogen, SZKB Strategiefonds Ausgewogen oder BEKB Strategiefonds Wachstum.

Der BEKB Strategiefonds Ausgewogen investiert beispielsweise zu 40% in Aktien. Zudem kann der BEKB Strategiefonds Ausgewogen auch in Obligationen, Gold und alternative Anlagen investieren.

BEKB Strategiefonds Nachhaltig 60

Unter dem Begriff “BEKB Strategiefonds Nachhaltig” bietet die BEKB Anlagefonds an, welche gewisse Kriterien hinsichtlich Nachhaltigkeit erfüllen. Der BEKB Strategiefonds Nachhaltig 60 beispielsweise schreibt im Factsheet “Der BEKB Nachhaltigkeitsansatz garantiert, dass nur in Unternehmen investiert wird, die ihre Tätigkeit auf ökonomische Effizienz, ökologische Verträglichkeit sowie soziale Verantwortung ausrichten und hohe ethische Wertvorstellungen erfüllen.”

UBS Anlagefonds und Anlagefonds Credit Suisse

Die Anlagefonds UBS wiederum nennen sich Strategiefonds UBS Anlagefonds Balanced, UBS Strategy Fund Yield Sustainable oder UBS Strategy Xtra Balanced. Die Produktepalette von UBS Anlagefonds ist äusserst breit, Anleger:innen finden sich eher mühsam in diesem Dschungel zurecht.

Anlagefonds Credit Suisse agieren und sehr ähnlichen Namen. Auch hier ist das Angebot an Anlagefonds Credit Suisse nicht ganz einfach zu überblicken.

ZKB Anlagefonds

Die ZKB Anlagefonds tragen wiederum Namen wie Swisscanto  Portfolio Fund Responsible Relax. Hier ist der Begriff ZKB Anlagefonds gar gänzlich aus dem Namen der ZKB Anlagefonds verschwunden.

Anlagefonds Raiffeisen

Die Anlagefonds Raiffeisen tragen Namen wie Raiffeisen Futura Strategy Invest Yield oder Raiffeisen Strategy Invest Balanced. Das Angebot an Anlagefonds von Raiffeisen ist sehr breit, um nicht zu sagen unübersichtlich. Einige Anlagefonds Raiffeisen sind auf Nachhaltigkeit getrimmt, andere Anlagefonds Raiffeisen tragen dieses Zusatzlabel “Futura” nicht.

Anlagefonds Vorteile und Nachteile

Vorteile Anlagefonds

Nachteile Anlagefonds

Fixfertige Anlagestrategie

Mit einem Anlagestrategiefonds kauft man sich eine fixfertige Anlagestrategie

Zu teuer

Anlagefonds sind sehr teuer. Je nach Art und Anbieter können die als TER bekannten Gesamtkosten des Fonds 2-3% betragen.

Zum Vergleich: Ein ETF, ein passiver, börsengehandelter Indexfonds, kostet rund 0.20% pro Jahr.

Reduzierte Depotgebühren

Anlagefonds aus dem eigenen Haus werden teilweise zu einem leicht günstigeren Tarif im Wertschriftendepot verwahrt.

Keine Unabhängigkeit

Den Banken fehlt die Objektivität. Keine Bank der Welt wird dir irgendetwas anderes als die  eigenen Strategiefonds empfehlen. Auch wenn es Anlagefonds gäbe, die bessere Renditen abwerfen, bessere Bewertungen haben oder günstigere Kosten aufweisen. 

Hier sind die Banken nach wie vor daran interessiert, hauseigene Produkte in die Wertschriftendepots der Kunden zu drücken. Denn so verdient die Bank am meisten.

Enttäuschende Rendite

Die oben erwähnten Mehrkosten rechtfertigt der Anlagefonds mit der versprochenen Mehrrendite gegenüber dem Vergleichsindex. Die wird in 97 von 100 Fällen aber nicht erreicht. Ein enttäuschender Leistungsausweis. Die hohen TER zahlst du trotzdem. Daher: ein schlechter Deal für dich.

Pro forma

Der Fondsmanager hat bei einem Strategiefonds zwar die Möglichkeit, Aktien- und Obliationenanteile signifikant zu ändern. So hat er für den Aktienanteil beispielsweise (je nach Anbiete und Fonds) die Möglichkeit, zwischen 30 und 70% des Vermögens des Anlagefonds zu variieren. Die Zielallokation liegt bei 45%.

Wenn der Fondsmanager nun sehr pesimistisch ist, was die weitere Entwicklung am Aktienmarkt betrifft, könnte er theoretisch den Aktienanteil auf 30% reduzieren. In der Realität wird er das allerdings nicht machen. Viel eher senkt er den Aktienanteil von 45 auf 42 oder vielleicht 40%. Das macht auf die Gesamtrendite des Anlagefonds nur sehr wenig aus. Er nutzt die Möglichkeiten nicht, weil es für ihn auch Risiken bedeutet. Lag er nämlich falsch und der Aktienmarkt steigt, partizipiert er nur mit 30 statt mit 45% an der Aufwärtsbewegung.

Geht der Aktienmarkt tatsächlich nach unten, hätte er dein Vermögen besser geschützt, wenn er auf 30% Aktien reduziert hätte. (übrigens: wir finden, dass hin und her sowieso nur die Tachen leer macht, besser strategisch immer beim gleichen Aktienanteil bleiben, zahlt sich auf die Länge besser aus). 

Für genau diese Vermögensverwaltung zahlst du aber den teuren Fondsmanager und sein Team. Diesen pro forma Aktivismus solltest du vermeiden und schon gar nicht mitfinanzieren.

Ausgabekommissionen und Rücknahmegebühren

Fondsanbieter können Kosten für die Ausgabe und die Rücknahme der Anteile in Rechnung stellen. Rücknahmekommissionen kommen bei Anlagefons in der Schweiz eher selten zur Anwendung. Stattdessen fallen Ausgabekommissionen an, wechle echt happig sind. Je nach Anbieter des Anlagefonds können es 3-6 Prozent sein. Informiere dich daher sehr genau über diese nicht immer transpareten Kosten.

Wie sicher sind Anlagefonds?

Anlagefonds können als sicher bezeichnet werden. Dasselbe gilt für Strategiefonds und auch für ETFs. Denn das im Anlagefonds angelegte Geld gilt rechtlich gesehen als Sondervermögen. So ist es auch bei einem Konkurs des Fondsmanagers vor Verlust sicher.

Nicht gesichert bist du natürlich vor schlechter Arbeit des Fondsmanagers. Anlagefonds werden immer auf Rechnung der Anleger:innen geführt. Liefert der Fondsmanger eine schlechte Rendite ab, bis du davor nicht geschützt. 

Die einzige Möglichkeit, dich vor schlechter Arbeit des Anlagefonds und seines Managers zu schützen, ist die Investition in ETFs und die Nutzung eines digitalen Vermögensverwalters. Was das ist, erklärt dir Kay in diesem Video

Anlagefonds Gebühren und Kosten – Vergleich

Die Gebühren von Anlagefonds werden in der sogenannten TER zusammengefasst. TER steht für Total Expense Ratio und soll die Gesamtkosten des Anlagefonds darstellen, im Verhältnis zum Gesamtwert des Vermögens des Anlagefond. TER ist also immer eine Prozentzahl, im tiefen einstelligen Bereich. Dazu kommt noch die Depotgebühr für die Verwahrung der Anteile des Anlagefonds.

Die TER beinhalten neben den eigentlichen Verwaltungsgebühen auch die Transaktionsgebühren, die Kosten für Rechtsberatungen, Prüfungsgebühren für die Revisionsstelle und sonstige Betriebskosten. Die Verwaltungsgebühren machen aber mit Abstand den grössten Teil der TER aus. 

Ein Beispiel:

Verwaltungsgebühr (Management Fee)1.25% p.a.
TER: 1.40% p.a.

Nicht immer ist der Unterschied so klein, ein extremes Beispiel ist ein Strategiefonds einer Grossbank (mittlere Aktienquote), per Mitte 2022

Verwaltungsgebühr (Management Fee)1.58% p.a.
TER: 2.14% p.a.

Du zahlst also jährlich klar über 2% für diesen Strategiefonds.

Zusammen mit den Depotgebühren sieht das dann so aus:

TER Anlagefonds2.14%
Depotgebühren0.25%
Total Kosten für Verwaltung und Verwahrung2.39%

Moneyland-Studie: Das sind die günstigsten Anlage-Apps

Das unabhängige Vergleichsportal moneyland.ch hat die Kosten digitaler Vermögensverwalter in der Schweiz untersucht. Dabei stellten sie fest: Digitale Anlage-Apps sind markant günstiger als klassische Vermögensverwalter. Die Apps unterscheiden sich aber erheblich. Und findependent ist die günstigste Anlage-App der Schweiz. Die ganze Studie gibt es hier.

Alternativen zum Anlagefonds

Was ein Fondsmanager eines Anlagefonds für teures Geld macht, kannst du eigentlich auch mit einem digitalen Vermögensverwalter erreichen. Dieser überzeugt durch signifikant tiefere Gebühren. Die Anlagelösungen von findependent kosten pauschal 0.44% p.a. und beinhalten neben den Verwaltungsgebühren auch die Depotgebühren. Zusätzlich fallen die TER der ETFs an, diese sind rund 0.20%. Der Kostenvorteil gegenüber Anlagefonds ist massiv. Statt 2.39% nur rund 0.65%.

Vielleicht denkst du, dass die Gebühren ja immer nur ein Bruchteil des gesamten investierten Vermögens ausmachen und daher nicht so wichtig sind. Nadine erklärt dir in diesem Video, dass dem überhaupt nicht so ist.

Fazit

Anlagefonds und Strategiefonds sind ein Relikt aus der Zeit, als es noch keine digitalen Vermögensverwalter und Anlage Apps gab. Die Kosten von Anlagefonds sind sehr hoch, dies im Vergleich zu valablen Alternativen. Von Anlagefonds und Strategiefonds profitieren primär die Banken und dein:e Bankberater:in. 

Einfach ausgedrückt: Der beste Anlagefonds der Schweiz ist ein digitaler Vermögensverwalter und die von ihm genutzten ETFs.

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