Wie viel soll ich anlegen?

Eine praktische Anleitung wie du deine passende Anlagesumme bestimmst

Fragst du dich, wie viel Geld du in deiner Situation am besten anlegen sollst? Die Antwort darauf ist leider gar nicht so einfach. Dabei kommt es nämlich nicht nur auf deine aktuellen Lebensumstände und deine finanzielle Situation an. Auch deine Risikobereitschaft spielt eine Rolle.

Zwischen Sicherheit und Rendite

Einerseits ist es beim langfristigen Anlegen wichtig, nur das Geld anzulegen, welches du in den nächsten Jahren nicht ausgeben möchtest. Dies, damit du nicht plötzlich zu einem ungünstigen Zeitpunkt mit Verlust deine Anlagen verkaufen musst, weil du nicht mehr genug liquide bist.

Andererseits spricht die höhere Rendite beim Anlegen und vor allem auch der Zinseszinseffekt dafür, dass du möglichst viel Geld anlegst. Gerade bei einer langen Anlagedauer kann deine gewählte Anlagesumme einen grossen Unterschied machen.

Für die meisten gilt es die passende Balance zwischen Sicherheit und Rendite zu finden. Anhand eines Beispiels zeigen wir dir, wie du Schritt für Schritt vorgehen kannst, um den optimalen Betrag für dich zu bestimmen.

Anleitung anhand eines vereinfachten Beispiels

1. Ausgaben und Liquidität bestimmen

Als erstes musst du wissen, wie hoch denn eigentlich deine regelmässigen Ausgaben sind und wohin diese fliessen. Dieses Geld sollst du sicher nicht anlegen.

Und weil im Leben nicht immer alles nach Plan läuft, macht es Sinn eine Reserve für Unvorhersehbares zu haben. Das kann die Reparatur der Geschirrspülmaschine, das Begleichen einer hohen Arztrechnung oder der Kauf eines neuen Handys sein. Als Daumenregel empfiehlt sich eine Reserve an liquiden Mitteln von 3 bis 6 Monatslöhnen. Hast du eine Zeit lang mal kein Einkommen, bspw. wenn du deinen Job wechselst und arbeitslos wirst, könntest du diese so gut überbrücken.

Zu dieser Reserve auf dem Sparkonto solltest du auch grössere zukünftige Ausgaben, die bereits feststehen, dazurechnen, wie bspw. ein geplanter Autokauf, eine längere Reise oder eine Weiterbildung. Grundsätzlich empfehlen wir dir Folgendes: Lege das Geld für die definitiv geplanten Ausgaben der nächsten 3-5 Jahren nicht an. So kannst du das Risiko, mit deinen Anlagen einen Verlust zu machen, deutlich verringern.
Aber was machst du mit Zukunftsplänen und Ausgaben, die noch nicht ganz klar sind? Hier ist es ratsam zu überlegen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass du grössere Geldbeträge ausgeben wirst. Liegt ein Ziel wie ein Hauskauf eher noch in weiterer Ferne, macht es mehr Sinn das Ersparte dafür auch anzulegen. Kann es dagegen gut sein, dass du dir bald ein neues Auto kaufen musst, solltest du zumindest einen Teil dafür schon auf dem Sparkonto haben.

Nora hat CHF 50’000 an Ersparnissen sowie ein Einkommen von CHF 6’000 im Monat. Sie möchte nun Geld für ihre Zukunft anlegen.

Nora rechnet aus, dass sich ihre monatlichen Ausgaben auf ungefähr CHF 5’000 belaufen. Somit kann sie aktuell im Schnitt CHF 1’000 pro Monat sparen.
Sie weiss, dass sie von ihren Ersparnissen in nächster Zeit noch insgesamt rund CHF 5’000 für neue Möbelstücke ausgeben möchte. Weil dieser Wunsch allerdings gut mit rund drei Monatslöhnen zu bezahlen ist, bildet Nora dafür nicht extra eine Reserve. Würde sie nun unerwartet arbeitslos werden, könnte sie vorerst gut auf die neuen Möbel verzichten.
Ausserdem ist ein Hauskauf ein Traum von ihr, für den sie sparen möchte. Beim Nachdenken merkt Nora schnell, dass sie den wahrscheinlich frühstens in 7 Jahren erfüllen wird. Somit hat auch der geplante Hauskauf heute für sie noch keinen Einfluss auf die Anlagesumme.
Für Nora bedeutet die Daumenregel der Liquidität, dass sie CHF 18’000-36’000 als Reserve auf ihrem Sparkonto haben sollte und so kommt sie zum Schluss, dass sie rein theoretisch aktuell CHF 14’000-32’000 von ihrem Vermögen (den CHF 50’000) anlegen könnte.

2. Rendite vergleichen

Nun weisst du bereits, in welchem Spektrum sich deine passende Anlagesumme befindet und möchtest als Nächstes herausfinden, wo genau. Bei dieser Überlegung stehen sich die zu Beginn des Artikels erwähnten Gegensätze «Sicherheit» und «Rendite» gegenüber.
Ein Gefühl dafür, wie hoch die Unterschiede in der Rendite aufgrund des Zineszinseffekts sein können, bekommst du im Beispiel.

Im Fall von Nora sehen die Unterschiede, ob sie nun CHF 14’000 oder CHF 32’000 oder bspw. den Betrag genau in der Mitte anlegt, mit der Zeit wie folgt aus:

Ein Liniendiagramm vergleicht die Wertentwicklung der Anlagesumme über 30 Jahre. Aus 14000 Franken werden 60262 Franken, aus 23000 werden 99001 und aus 32000 Franken werden 137741 Franken

Renditevergleich über 30 Jahre mit unterschiedlichen Anlagesummen zu Beginn bei einer jährlichen Rendite von 5%. (Diese Rendite entspricht der ungefähren historischen Wertentwicklung der findependent Anlagelösung Ausgeglichen zwischen 2005 und 2021. Dies ist jedoch keine Garantie für zukünftige Marktentwicklungen.)

Weil Nora eher risikofreudig ist und deshalb der Rendite mehr Gewicht als der Sicherheit gibt, entscheidet sie sich für eine Lösung eher am oberen Ende ihres Spektrums: Sie erachtet eine Anlagesumme von CHF 30’000 als passend für sie.

Berechne mit unserem Zinseszinsrechner deine individuelle Situation.

3. Risikobereitschaft abwägen

Als nächsten Schritt ist es wichtig, dass du ein kleines Gedankenexperiment wagst. Dabei geht es darum herauszufinden, wie hohe temporäre Verluste du beim Anlegen persönlich aushalten kannst. Denn der Wert deiner Anlagelösung wird im Verlaufe der Jahre schwanken – je nach Aktien-Anteil in der Anlagelösung unterschiedlich stark – und zwischenzeitliche Verluste von 30% bis gar 50% sind in Extremsituationen durchaus möglich. Auf keinen Fall willst du in Krisenzeiten deine Anlagen zu Tiefstpreisen verkaufen, weil du den Verlust nicht mehr aushältst.

Nora stellt sich also vor, ob sie damit umgehen könnte, wenn ihre Anlagen zu einem Zeitpunkt nur noch rund CHF 15’000 statt CHF 30’000 Franken wert hätten. Könnte sie dabei zusehen, wie der Wert Tag für Tag sinkt? Könnte sie dann noch ruhig schlafen? Würde sie an den Anlagen festhalten?

Für Nora steht nun fest: Ein temporärer Verlust bis CHF 15’000 ist für sie aushaltbar. Somit entscheidet sie sich von ihren CHF 50’000 Ersparnissen CHF 30’000 anzulegen und CHF 20’000 als Absicherung auf ihrem Sparkonto zu halten. Noras Verhältnis vom Anlagevermögen zum Vermögen auf dem Sparkonto entspricht also 3:2.

4. Verwendung von zusätzlichem Einkommen bestimmen

Du hast bereits geklärt, wie viel von deinem Vermögen du anlegen möchtest. Hast du Ende Monat jeweils noch etwas von deinem Lohn übrig und kannst also fortlaufend mehr sparen? Dann stellt sich als nächstes die Frage, wie viel von deinem Einkommen du zusätzlich anlegen möchtest.

Hier geht es wiederum um Risikobereitschaft und die Balance zwischen Rendite und Sicherheit. Auf der einen Seite ist es am rentabelsten, wenn du bei der ausgerechneten Reserve auf dem Sparkonto bleibst und alles, was du Ende Monat übrig hast, ebenfalls anlegst. Dies bedeutet auf der anderen Seite aber auch, dass dein angelegtes Vermögen – insbesondere im Verhältnis zum nicht-angelegten Vermögen – mit der Zeit beträchtlich steigt und sich dir wiederum die Frage stellt, mit wie viel temporärem Verlust du mental klarkommen würdest. Dabei ist es wichtig, etwas langfristiger zu denken und auch Veränderungen zu berücksichtigen, die in weiterer Zukunft eine Rolle spielen könnten.

Zur Erinnerung: Nora hat sich entschieden von ihren insgesamt CHF 50’000 an Ersparnissen rund 2/5 (CHF 20’000) als Reserve auf dem Sparkonto zu halten und rund 3/5 (CHF 30’000) anzulegen. Zudem kann Nora bei ihrem aktuellen Lohn jeden Monat zusätzlich CHF 1’000 sparen.
Sie steht nun also vor der Entscheidung, was sie mit diesen CHF 1’000 machen soll. Nehmen wir folgende drei mögliche Szenarien:

  • Szenario 1: Sie bleibt bei den CHF 30’000 in der Anlagelösung und lässt jeweils die kompletten CHF 1’000 auf dem Sparkonto.
  • Szenario 2: Sie nimmt das Verhältnis von Anlagelösung zu Sparkonto (3:2) als Anhaltspunkt und legt jeden Monat im selben Verhältnis, also zusätzliche CHF 600 (3/5 der CHF 1’000) an.
  • Szenario 3: Sie bleibt bei der ausgerechneten Reserve von CHF 20’000 auf ihrem Sparkonto und legt jeweils die kompletten CHF 1’000 zusätzlich an.

Bis in 20 Jahren würde sich folgendes Bild zeigen:

Balkendiagramm vergleicht ein Sparkonto und eine Anlagelösung von findependent in 3 Szenarien über 20 Jahre.

Vermögensvergleich nach 20 Jahren mit unterschiedlichen Einzahlungsszenarien bei jährliche Rendite von 5% für die Anlagelösung und jährlichem Zinssatz von 0.12% für das Sparkonto.

In der Grafik wird der Renditeunterschied (gerade bei dieser langen Anlagedauer) nochmals offensichtlich. So könnte Nora innerhalb von 20 Jahren mit Szenario 3 etwa eineinhalb mal so viel Vermögen aufbauen wie mit Szenario 1.

Der Sicherheitsaspekt sollte aber ebenso viel Beachtung erhalten, welcher sich durch das Verhältnis von Anlagelösung zu Sparkonto zeigt:
Bei Szenario 2 und 3 wird mit der Zeit der Liquiditätsanteil (Sparkonto) verhältnismässig immer kleiner und das Anlagevermögen und damit aber auch mögliche temporäre Verluste der Anlagen dagegen immer grösser. In Szenario 3 ist das extrem – dort sind schlussendlich rund 96% des Gesamtvermögens angelegt.
Szenario 1 ist das sicherste. Das angelegte Vermögen vermehrt sich zwar auf rund CHF 80’000, allerdings sammelt sich das Geld vor allem auf dem Sparkonto an, wodurch dort nach 20 Jahren rund 77% des Vermögens liegen.

Viel Vermögen auf ihrem Sparkonto anhäufen, will Nora nicht, deshalb kommt Szenario 1 für sie nicht in Frage. Auch Szenario 3 fällt für Nora aufgrund der hohen Unsicherheit klar weg. Mit Szenario 2 fühlt sie sich gerade noch wohl, unter anderem weil sie weiss, dass sie einen Teil ihres Vermögens für den gewünschten Hauskauf in rund 7-12 Jahren wieder von der Anlagelösung abziehen wird. Danach wird sich das Verhältnis also nochmals verschieben. So entscheidet sich Nora für Szenario 2 und damit einen eher hohen Betrag von CHF 600, den sie jeden Monat zusätzlich anlegen möchte.

Am besten gestaffelt ein- und auszahlen

Wer beim Anlegen auf Marktentwicklungen reagiert, hinkt immer hinterher. Versuchen die «richtigen» Zeitpunkte zu treffen, ist deshalb meistens kontraproduktiv – auch wenn viele intuitiv das Gefühl haben, man müsse genau das tun um erfolgreicher zu sein.

  • Am besten legst du dein Geld gestaffelt an – egal wie die Marktlage gerade scheint.
  • Am bequemsten geht das mit einem Dauerauftrag. So wirst du auch nicht dazu verführt, doch auf den «perfekten» Zeitpunkt zu spekulieren und überlistest dich sozusagen selbst.
  • Ziehe schliesslich auch wieder in gleichmässigen Schritten Geld ab.
  • Gut zu wissen: bei findependent hast du keine Mehrkosten für Ein- und Auszahlungen.

Fazit

Das gezeigte Beispiel ist natürlich relativ stark vereinfacht und die Geschichte von Nora ist in dem Sinn auch nicht abgeschlossen, denn das Leben bringt viele Änderungen.

Auch du solltest dich immer wieder mit deiner finanziellen Lage auseinander­setzen und neu evaluieren, gerade wenn es grössere Veränderungen in deinem Einkommen, deinen regelmässigen Ausgaben, deinen zukünftigen Zielen oder deinem Bedürfnis nach Sicherheit gibt.

Kennst du dich und deine Situation gut und fühlst du dich beim Anlegen wohl, dann steht deinem persönlichen Anlageerfolg nichts mehr im Wege!

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